Auf Initiative der NRW-Landtagsabgeordneten Antje Grothus und Gregor Kaiser – beide B90/Die Grünen – fand am 10. November 2023 im NRW-Landtag, Düsseldorf Teil-1 der „Werkstattgespräche zur Gemeinwohl-Ökonomie“ statt.  Wir waren dabei! Danke für die Einladung und Gelegenheit, nach inspirierenden Impulsen auch unsere Gedanken zu teilen.

Fotos/Quelle privat-bpe

Fazit und Zusammenfassung 1. Werkstattgespräch GWÖ

Mit Tabea Waltenberg (SDSN Germany) wurde diskutiert, wie gemeinwohlorientierte Unternehmen bestehende ökonomische Sachzwänge überwinden bzw. verändern können. Zentral erschien die Frage der Anonymität bzw. Eingebundenheit von Shareholder*innen und Investor*innen in unternehmerische Entscheidungen. Die Annahme: Durch eine stärkere Einbindung wird das Vertrauen in die Unternehmung gestärkt, die Wirkung rückt anstelle der Renditeerwartung in den Mittelpunkt der Investitionsentscheidung und es entsteht Raum für ein dynamisches Gleichgewicht als Zieldimension unternehmerischen Handelns anstelle des unbedingten Wachstumszwangs.

Am Tisch von Christoph Harrach (Netzwerk GWÖ) wurde über die wissenschaftliche Fundierung der GWÖ-Zertifizierung diskutiert. Diese sei für eine mögliche gemeinwohlorientierte Steuerreform notwendig, in der die steuerliche Belastung entsprechend des Gemeinwohlbeitrags berechnet würde. Bisweilen mangele es sowohl an wissenschaftlicher Grundlage als auch an politischer und gesellschaftlicher Akzeptanz. Die Annahme: Gesellschaftliche Akzeptanz steigt mit zunehmendem Wissen. Ein erster Ansatz könnte die wissenschaftliche Begleitung der jüngst auf Bundesebene beschlossenen „Nationalen Strategie für Soziale Innovationen und gemeinwohlorientierte Unternehmen“ sein. Die gute Nachricht: An empirischen Beispielen aus der Praxis mangelt es nicht.

Mit Hans Haake (Wuppertalinstitut) wurde über die Förderung gemeinwohlorientierter Unternehmungen durch Land, Kommune und insbesondere durch Wirtschaftsförderungen diskutiert. Hierbei seien bestehende Aktivitäten der Wirtschaftsförderungen wie beispielsweise Inkubatoren-programme gemeinwohlorientiert zu gestalten. Förderungen seien zu vereinfachen, Gemeinwohl als Kriterium zu integrieren und Programme nach vorne zu stellen, die gemeinwohlorientiertes Wirtschaften begünstigen. Darüber hinaus sei Gemeinwohl-Ökonomie als Handlungskonzept in Bildung einzubinden. Zivilgesellschaft sei dabei als Teil der wirtschaftlichen Akteur*innen-Landschaft zu verstehen.

Mit Sandra Schneeloch (BAG Wirtschaft & Finanzen) wurde über den Einfluss der Gemeinwohl-Ökonomie auf Partei-Programmatik gesprochen. Es stellte sich die Frage: Wie fließen die vielen guten Beispiele hier ein? Erste Ansätze: Gemeinwohl-Ökonomie könne als Thema für eine grüne Arbeitsmarktpolitik entdeckt, Social Entrepreneurship als Handlungsfeld mit dem GWÖ-Diskurs verbunden und Gemeinwohlorientiertes Wirtschaften als Querschnittsthema zwischen einem neuen Wohlstandsbegriff der Wirtschaftspolitik, dem Umgang mit den Gemeingütern (Commons) in der Umweltpolitik und der (Arbeiter*innen) Mitbestimmung in der Sozialpolitik attraktiv gemacht werden. Weitere Forderungen: Die Bundesstrategie (s.o.) sei durch Förderprogramme zu begleiten und die Wirtschaftsförderungen der Länder – z.B. in landesweiten Fortbildungen durch NRW.Global Business – sowie die Sparkassen hätten GWÖ mitzudenken. Zudem hat Sandra einen lebendigen Einblick in das GWÖ-Projekt der Wirtschaftsförderung Köln gegeben und auf die anstehende EU-CSRD-Richtlinie hingewiesen, mit der Nachhaltigkeitsberichtserstattung künftig zur Pflichtaufgabe wird. Beide Impulse werden im Februar aufgegriffen werden.

(Quelle: Nachbetrachtung durch das Initiatoren-Team)

Angesichts nur sehr kurzem Werbe-Vorlauf innerhalb der GWÖ-Bewegung war neben dem Referenten Dr. Christoph Harrach von der GWÖ-Stiftung NRW nur unsere Regionalgruppe GWÖ-ERW vertreten. Beate Petersen, zugleich auch Vorständin des GWÖ-Zweigvereins ERW, konnte vom Arbeitsplatz in den Landtag huschen um sich dort mit einzubringen.

Auftakt: https://gregor-kaiser.info/termine/gruene-werkstattgespraeche-gemeinwohloekonomie-gwoe/

Weiter geht es im Werkstattgespräch Teil 2 am 2. Februar und mit Teil 3 am 28.Juni 2024

Teil-2: https://wirtschaft.gruene-nrw-lag.de/termine/2-werkstattgespraech-gemeinwohl-oekonomie-nrw/