Gestaltungsraum für Gemeinwohl-Gemeinden

Eine Kommune kann eine „Gemeinwohl-Gemeinde“ werden, indem sie einen Gemeinderatsbeschluss zur Unterstützung der Gemeinwohl-Ökonomie fasst und eine Gemeinwohl-Bilanz erstellt. Sie kann auch gemeinwohl-orientiertes Handeln aktiv fördern. Anbei finden Sie weitere Impulse bzw. können Kommunen ihre Aktivitäten durch eigene Ideen und Initiativen ergänzen und verstärken.

Erstellen Sie eine Gemeinwohl-Bilanz für die Verwaltungs- und Wirtschaftsabteilungen der lokalen Behörden sowie für die städtischen Unternehmen und Organisationen und veröffentlichen Sie diese anschließend. Die folgenden Schritte sind erforderlich:

  1. Wählen Sie Ihre Bewertungsmethode (Einzel- oder Peer-Evaluierung)
  2. Erstellen Sie Ihren Gemeinwohl-Bericht mit Hilfe einer gezielten Matrix und Arbeitsbuch, siehe unten.
  3. Beantragen Sie eine Mitgliedschaft bei Ihrem Regionalverein
  4. Registrieren Sie sich auf unserer Plattform
  5. Veröffentlichen Sie Ihren Bericht und Ihr Zertifikat

Für die Erstellung einer Bilanz für lokale oder regionale Gebietskörperschaften wurden eigens eine Matrix und ein Arbeitsbuch erstellt:

Die Ergebnisse der Gemeinwohl-Bilanz könnten sich positiv auf die (EU-)Finanzierung und die finanzielle Umverteilung auf lokaler Ebene auswirken: Wenn eine Gemeinde ihren Beitrag für die Menschen und die Umwelt leistet, sollte sie im Vergleich zu Gemeinden, die weniger tun, in den Genuss angemessener Vorteile kommen.

Fördern Sie Unternehmen, die in der Gemeinde ansässig und tätig sind, ihre eigene Gemeinwohl-Bilanzen zu erstellen. Dadurch werden Pioniere hervorgehoben und ihre Leistungen gefördert und sichtbar gemacht. Dies könnte in Form von jährlichen Auszeichnungen für GWÖ-Unternehmen geschehen, die ihren außergewöhnlichen Dienst an der Gemeinschaft bekannt machen und eine Plattform für sinnvolle Diskussionen über gesellschaftspolitische Grundsätze bieten. Sie können gemeinwohl-orientiere Unternehmen mit einer guten Gemeinwohl-Bilanz auch bei der Vergabe von Aufträgen oder bei Einkäufen bevorzugen.

Es gibt regionale GWÖ-Berater*innen, die Sie gerne bei der Bildung von Bilanzierungsgruppen unterstützen. Für eine Information zur Gemeinwohl-Ökonomie bis zur Erstellung einer auditierten Gemeinwohl-Bilanz. Gemeinden und Städte können moderierte Gruppen fördern. Der Prozess für lokale Unternehmen lässt sich gut in andere Prozesse integrieren, zum Beispiel in einen LA21-(Lokale Agenda 21) oder regionalen Entwicklungsprozess.

Förderung der Erstellung eines lokalen Gemeinwohl-Indexes, eines Lebensqualitäts-Indexes, der sowohl das Gemeinwohl-Produkt (Volkswirtschaft) als auch die Gemeinwohl-Bilanz (Unternehmen) berücksichtigt. Der Index setzt sich aus den 20 wichtigsten Indikatoren für die Lebensqualität zusammen, die in einem Referendum ermittelt wurden. Sobald ein Index festgelegt ist, könnte er einmal jährlich durch Umfragen überprüft werden. Im Gegensatz zum Gemeinwohl-Produkt, das zumindest in der gesamten EU einheitlich sein sollte, könnten die Gemeinwohl-Indizes von einer Gemeinde zur anderen variieren (obwohl dies eher unwahrscheinlich ist). Das Ziel besteht nicht darin, dass eine Gemeinde „besser“ ist als eine andere, sondern darin, sie zu ermutigen, Schritte zur Verbesserung der Lebensqualität ihrer Bürger*innen zu unternehmen. Die Leistung der politischen Maßnahmen sollte anhand dieser Lebensqualität bewertet werden.

Einrichtung und Förderung eines lokalen Wirtschaftskonvents. Interessierte Bürgerinnen und Bürger nutzen diese Konvente, um die 20 wichtigsten Regeln für den Wirtschaftsprozess auf lokaler, nationaler und EU-Ebene festzulegen. Sie könnten sich alle zwei Monate treffen, um:

  • den Rahmen kennenzulernen und vorzustellen
  • die zehn bis zwanzig Themen zu bestimmen, auf die sie sich konzentrieren wollen
  • Nachforschungen anzustellen
  • Feinabstimmung der Ergebnisse
  • Abstimmung (nach der Methode des systemischen Konsenses)
  • Nachbereitung und Beratung über die nächsten Schritte (z. B. Einladung an andere Kommunen, Aufruf zu einem landesweiten oder EU-weiten Konvent).
  • Das Papier „Prozessdesign für einen kommunalen Wirtschaftskonvent“ wurde vom Redaktionsteam des Vereins zur Förderung der Gemeinwohl-Ökonomie erstellt. Die zahlreichen lokalen Wirtschaftskonvente sollen Impulse für einen bundes- oder EU-weiten Wirtschaftskonvent geben.
  • Leitfaden Kommunaler Wirtschaftskonvent

Schließen Sie sich einer Gemeinwohl-Region eines Viertels oder eines Bezirks an, deren Ziel es ist, so viele Gemeinden wie möglich zu Gemeinwohl-Kommunen zu machen und die Prozesse für Organisationen auf regionaler Ebene zu verwalten und zu fördern. Eine Gemeinwohl-Region kann zusammen mit Gemeinwohl-Gemeinden ihr jeweiliges Land bitten, ein Gemeinwohl-Staat zu werden.

Politische Arbeit

Internationale und nationale Initiativen und Gesetze entwickeln sich weiter.

Vorzeige-Gemeinden

Gemeinwohl-Gemeinden

  • Die ersten Gemeinden des Gemeinwohls entstanden 2014 in Italien in AltoAdige (Laas, Mals, Latsch und Schlanders) und in Spanien (Miranda de Azán und Orendain). In letzterem wurde die gesamte Bürgerschaft befragt, ob sie den Weg der Allmende-Gemeinde einschlagen möchte. Die Teilnahmequote lag bei 90 Prozent, von denen 89,6 Prozent mit Ja stimmten.
  • Die ersten zertifizierten Gemeinwohl-Kommunen in einem deutschsprachigen Land sind 2017 die Gemeinden Mäder und Nenzing in Vorarlberg in Österreich.
  • 2018 folgt Kirchanschöring in Bayern, Deutschland
  • und bald darauf folgten drei weitere Gemeinden mit Klixbüll, Breklum and Bordelum in Nordfriesland, Deutschland.
  • Im Februar 2019 hat der Stadtrat von Mertzig, Luxemburg, einstimmig beschlossen, die erste GWÖ-Gemeinde des Landes zu werden.
  • Im selben Jahr haben die Städte Steinheim, Brakel und Willebadessen im Kreis Höxter ebenfalls eine Gemeinwohl Bilanz erstellt.
  • Im Oktober 2021 wurde Postbauer-Heng, Deutschland im Rahmen des GWÖ-Kongresses in Nürnberg als „Gemeinwohl-Gemeinde“ ausgezeichnet.
  • 2022 schließt Stockesldorf im Norden ihre Gemeinwohl-Bilanz ab.

Vorzeige-Städte

  • In Barcelona erstellte der Bezirk Horta-Guinardó 2016 seine erste Gemeinwohl-Bilanz, bevor er beschloss, auch private Unternehmen zu fördern, von denen 2019 zehn zertifiziert wurden.
  • In Stuttgart haben 2018 zwei städtische Kommunalbetriebe eine Gemeinwohl-Bilanz erstellt. Die Stadt selbst hat einen Mitarbeitenden eingestellt, der sich ausschließlich um die Umsetzung der Gemeinwohl-Bilanz kümmert, und bezuschusst private Unternehmen, die eine Gemeinwohl-Bilanz erstellen.
  • Wien fördert private Unternehmen im Rahmen ihres Ökobusiness-Programms und hat 2020 beschlossen, selbst einen Kommunalbetrieb zu bilanzieren.
  • Die Stadt Amsterdam hat die GWÖ neben der Doughnut Economy und den B Corps in ihr Amsterdam Impact Action Program 2019-2022 aufgenommen.