Vom Welterschöpfungstag…

Was sagt der globale Erdüberlastungstag aus?

Der globale Erdüberlastungstag beschreibt, dass die Menschheit vom 1. Januar bis zum 2. August so viel von der Natur braucht, wie die Ökosysteme der Erde im ganzen Jahr erneuern können. Ab dem Tag beanspruchen wir also für das restliche Jahr mehr Acker- und Weideland, Fischgründe und Wald, als uns rechnerisch zur Verfügung stünden. Und wir stoßen weit mehr CO2-Emissionen aus, als die Wälder und Ozeane der Welt aufnehmen können. Der Tag verdeutlicht, dass die gesamte Weltbevölkerung 1,7 Erden bräuchte, um den durchschnittlichen globalen Bedarf an natürlichen Rohstoffen nachhaltig zu decken.

Am 2. Mai ist der deutsche Erdüberlastungstag, was beschreibt dieser Tag?

Der 2. Mai verdeutlicht, wie viele Ressourcen Deutschland anteilig an den globalen Ressourcen verbraucht. An diesem Tag würde die Welt ins ökologische Defizit geraten, wenn alle Menschen weltweit so leben und wirtschaften würden wie die Bevölkerung in Deutschland. Die Weltbevölkerung bräuchte dann über drei Erden.

Liegen die Tage jedes Jahr ein bisschen früher?

Der globale Erdüberlastungstag rückt immer weiter nach vorn. Im Jahr 2000 fiel der Erdüberlastungstag noch auf den 22. September, 2010 war es bereits der 6. August. Wegen der Auswirkungen der Corona-Krise rutschte der Tag 2020 vorübergehend nach hinten, auf den 22. August. Im Jahr 2022 fiel er auf den 28. Juli. Ein Gleichgewicht von Verbrauch und Regeneration der Ressourcen bestand zuletzt im Jahr 1970.

Wo liegt Deutschland im weltweiten Vergleich?

Der ökologische Fußabdruck Deutschlands liegt im globalen Vergleich im oberen Viertel aller Länder. Zum Vergleich: Bei einem weltweiten Ressourcenverbrauch wie in den USA bräuchten wir 5,1 Erden, bei einem wie in China 2,4, in Frankreich 2,8, und in Großbritannien 2,6 Erden.

Berechnungsmethodik I:

Die Daten werden vom „Global Footprint Network“ bereitgestellt. Dort arbeitet man mit Zahlen der Vereinten Nationen. Etwa 15.000 Datenpunkte pro Land und Jahr fließen in die Berechnung ein. Eingerechnet werden der CO2-Ausstoß, das benötigte Ackerland, Waldflächen, Weideland, Fischgründe sowie die bebaute Fläche. Dabei wird jeweils das verbrauchte biologische Material (in Tonnen) dem Ertrag der Fläche (in Tonnen pro Hektar) gegenübergestellt. Der ökologische Fußabdruck eines Landes ergibt sich aus der
gesamten Fläche, die benötigt wird, um den Ressourcenverbrauch und die Aufnahme von Emissionen und Abfall zu gewährleisten.

Die Maßeinheit für den ökologischen Fußabdruck ist der globale Hektar, der die durchschnittliche Produktivität einer Fläche weltweit in einem Jahr beziffert. Die Maßeinheit ist sinnvoll, da sonst unterschiedlich ertragreiche Flächen nicht miteinander verglichen werden können.

Welche Ressourcen werden NICHT eingerechnet?

Es werden nur nachwachsende Rohstoffe in die Berechnung des ökologischen Fußabdrucks einbezogen, d.h. keine Rohstoffe wie Erdöl, Mineralien oder Erze. Auch wird nicht der Süßwasserverbrauch einkalkuliert, sondern die benötigten Wasserflächen, um natürliche Ressourcen (z.B. Fisch) zu regenerieren.

Berechnungsmethodik II:

Basis der Berechnung: Die Biokapazität der Erde entsprechend der Menge ökologischer Ressourcen, die die Erde in einem Jahr erzeugen kann. Die Biokapazität stellt man dem globalen ökologischen Fußabdruck gegenüber. Dieser misst, wie viele natürliche Ressourcen die Menschheit verbraucht.

  • Ist der Verbrauch der Ressourcen größer als der Nachschub, spricht man vom „Overshoot“ – der ökologischen Verschuldung. Den Faktor legt man auf die Skala eines Jahres an.
  • Vereinfacht lautet die Formel: Biokapazität der Erde / Ökologischen Fußabdruck der Menschheit x 365 Tage.
  • Bei der Berechnung des Earth Overshoot Day spielt die Größe eines Landes eine entscheidende Rolle. Je kleiner eine Industrienation, desto weniger eigene, nachwachsende Ressourcen kann sie erzeugen.

… zu den GWÖ-Ökokonten

Wie kommen wir vom Welterschöpfungstag zu individueller Verantwortung und eigenständigem Handeln?

Der Welterschöpfungstag zeigt die Überlastung auf Ebene der einzelnen Staaten bzw. der Welt. Handeln müssen aber am Ende die einzelnen Verbraucher*innen, deren Konsum die Überlastung ursächlich verursacht.
Dies kann durch Herunterbrechen der nachhaltigen Kapazitäten auf Landesebene auf Pro-Kopf-Daten für die einzelnen Bürger*innen erreicht werden. Diese nachhaltigen Pro-Kopf-Kapazitäten stehen den Bürger*innen als Menschenrecht zur Verfügung und können dann auf sogenannte Ökokonten gutgeschrieben werden.
Jeder Konsum der Bürger*innen wird dann mit seinem jeweiligen Ressourcenverbrauch wieder von diesen Ökokonten abgebucht.
Grundsätzlich können diese Guthaben zwischen den Bürger*innen gehandelt werden. Auch das Ansparen von Guthaben auf den Ökokonten und evt. Kredite sind denkbar, um sich größere Vorhaben leisten zu können.

Wie funktionieren die GWÖ-Ökokonten?

  • Forschung zu hinreichend präzisen ökologischen Preisauszeichnungen für Produkte und Dienstleistungen
  • Nachhaltige Ökosystemleistungen und Ressourcenlieferung der Umwelt gleichmäßig auf alle Menschen verteilen
  • Einrichtung eines Ökokontos für jeden Menschen mit jährlicher Gutschrift des Umweltguthabens
  • Abbuchung der Umweltkosten des individuellen Konsums von den jeweiligen Ökokonten
    Christian Felber, Gemeinwohl-Ökonomie, S. 212ff

Weitere Umweltbezogene Forderungen der GWÖ:

  • Gemeinwohlprüfung aller Investitionen, um sicherzustellen, dass sie nicht zum Anwachsen des absoluten Ressourcenverbrauchs führen, sondern im Sinne einer Postwachstumsökonomie zu dessen Rückgang
  • Erhöhung von Zöllen für Länder, die internationale (Umwelt-)Abkommen nicht ratifizierten
  • Kein Eigentum an der Natur durch Privatpersonen und Unternehmen, dafür kostenlose Nutzung für konkrete Nutzungszwecke gebunden an Erstellung einer Gemeinwohlbilanz
  • Globales politisch gesteuertes Ressourcenmanagement nach Gerechtigkeits- und Nachhaltigkeitskriterien
  • Ökologisierung des Steuersystems, also Steuern auf Umwelt- und Ressourcenverbrauch erhöhen, auf Arbeit und andere gewünschte Leistungen verringern